Cigar Academy

Zigarren rauchen: Die Aromen erschmecken

Wer in die Welt des Zigarre Rauchens eintaucht wird schnell mit vielen Aromen konfrontiert die sich aus dem Rauch herausschmecken lassen. Für den Einsteiger wirken Aromabeschreibungen wie erdig oder pfeffrig oftmals sehr abstrakt. Viele zweifeln daran, ob sich diese Aromen tatsächlich herausschmecken lassen. Wenn Fachjournale und Tasting-Runden über das Zusammenspiel einer Vielzahl von Aromen philosophieren, die sich im Rauchverlauf ändern und im Pairing mit einem ganz speziellen Whisky zu einer noch besseren Geschmacksausprägung führen sollen. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie diese tatsächlich schmecken können. Genau deshalb möchte ich mit diesem kurzen Seminarteil alle einladen, die sich bisher mit dem Rausschmecken von Aromen noch schwergetan haben, in die Welt der Zigarren-Aromen beim Zigarren rauchen einzutauchen.

Für enthusiastische Zigarrenraucher ist dies einer der spannendsten Bereiche beim Genießen.

Die Herkunftsländer unserer Zigarren
und Ihre typischen Aromen

Jede Region, in der Tabake angebaut werden, bringt unterschiedliche Aromen hervor. Dies ist zurück zuführen auf die spezifischen klimatischen Bedingungen und die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten. Die Tabaksorte „Connecticut-Shade“, die in Connecticut / USA angebaut wird und die aufgrund ihrer hellbraunen Blätter besonders in der Dominikanischen Republik sehr gerne als Deckblatt verwendet wird, ist eines der dünnsten Deckblätter und als purer Tabak kaum rauchbar. Jedoch in Kombination mit anderen Tabaksorten, wie beispielsweise dominikanischen Tabaken, ein richtiger Genuss.

Ein Nicaragua Viso beispielsweise, der in er Tabakmetropole Esteli angebaut wird und in der Sonne gezogen wurde („sun grown“), ist sehr mineralreich und entsprechend dick in der Konsistenz. Rollen Sie hiervon ein paar Tabakblätter als Fuma zusammen, wie wir es zum Testen der Rohtabake machen erhalten sie haben ein erdig-würziges Aroma, das Sie mehr an den typischen Zigarrengeschmack erinnern wird, als der des bitteren Connecticut Shades. In der folgenden Weltkarte haben wir Ihnen die größten Anbauregionen unserer Zigarren-Tabake markiert. Sie soll veranschaulichen, welche ganz unterschiedlichen Klima- und Bodenverhältnissen auf die Tabake einwirken, die später in der Karibik oder Lateinamerika in einem ganz bestimmten Verhältnis zu einem exzellenten Zigarren-Blend kreiert werden. Kuba mit seinen „Havannas“ gilt als Mythos in der Zigarren-Industrie. Als eines der ältesten Tabakanbauländer blickt Kuba auf eine lange Tradition und einen unwahrscheinlich großen Wissensschatz im Anbau von Zigarrentabak zurück.

Anders als in anderen Ländern der Zigarrenherstellung und des Tabakanbaus, werden in Kuba ausschließlich eigene Tabake verwendet, die in verschiedenen Regionen der Insel kultiviert werden. Kubanische Zigarren gelten als mittelkräftig bis kräftig in der Stärke und verfügen über erdige und würzige Noten. Typische Tabake aus den Regionen Esteli, Condega oder Jalapa bilden ebenfalls erdige, würzige Aromen. Dem entgegen steht der klassische dominikanische Tabak, welcher eher über milde, cremige Noten verfügt.

Anders als in Kuba, stehen die großen Zigarren-Herstellungsländer Nicaragua, Dominikanische Republik und Honduras jedoch für eine Vielzahl an Aromen. Dies ergibt sich durch eine breitere Anzahl an verwendeten Tabaksorten. Zudem werden zahlreiche Tabake aus Ländern wie Peru, Indonesien, Brasilien oder Mexiko zugekauft, die hervorragenden Tabak anbauen, jedoch kaum eigene Zigarren produzieren.

Diese Vielzahl an Tabaksorten, die entweder im eigenen Land gewachsen sind oder aus anderen Ländern zugekauft werden, bieten Tausende Möglichkeiten von Zigarren-Blends und machen das Genießen unserer Zigarren und das Erschmecken der Aromen so spannend. Aus diesem Grunde kann eine Zigarre, die in der Dominikanischen Republik hergestellt wird, kräftiger, erdiger oder würziger sein als eine Zigarre aus Nicaragua. Vorausgesetzt der Blend wurde mit den entsprechenden Tabaksorten kreiert.

Zigarren-Aromen erschmecken

Das Herausschmecken der Aromen ist das eigentliche Genießen der Zigarre.
Wie bei Whisky, Wein und Speisen, nehmen wir auch die Zigarren-Aromen über den Mundraum und die Zunge wahr. Die Zunge verfügt über vier unterschiedliche Geschmackszentren, welche verschiedene Aromen ansprechen.
Da sich der Rauch im Mundraum verteilt, wird nicht nur ein Geschmackszentrum angesprochen, auch die Intensität der Aromaausprägung auf der Zunge hängt dabei sehr stark vom individuellen Rauchverhalten ab und kann zu einem unterschiedlichen Aroma-Empfinden der Zigarre führen. Für den einen Raucher kann eine Zigarre daher eher erdig schmecken, für den anderen dagegen eher toastig. Das Zuordnen einer Aroma-Familie ist jedoch dennoch möglich.

Die Zonen der Geschmackswahrnehmung
auf der Zunge

Zonen der Geschmackswahrnehmung (v.l.n.r.): süss, sauer, salzig und bitter

Aromen beim Zigarre-Rauchen

Die Aromen einer Zigarre kann man sowohl im kalten Zug, das bedeutet, wenn die angeschnittene Zigarre, noch nicht angezündet ist, schmecken, wie auch in angezündetem Zustand. Es ist immer wieder spannend, vor dem Anzünden an einer Zigarre zu ziehen und zu versuchen Aromen herauszuschmecken.

Meiner Erfahrung nach sind die Aromen im kalten Zug ausgeprägter, je kräftiger die Tabake sind. Bei kräftigen Nicaragua Zigarren kann man hierbei bereits  schokoladige oder erdige Noten herausschmecken. Probieren Sie es einfach einmal aus!

Nach dem Anzünden unterteilt man die Aromaausprägung einer Zigarre in drei Abschnitte: 1. Drittel, 2. Drittel und 3. Drittel. Das erste Drittel ist meist vom Anzünden beeinflusst und eine volle Aromaausprägung noch nicht vorhanden. Die zweiten und dritten Drittel sollten daher die Höhepunkte der Zigarren-Aromen darstellen. Wobei sich die Aromen vom 1. Drittel bis zum 3. Drittel in der Regel verändern. Um die Aromen zu charakterisieren, haben wir den Paul Bugge Aroma Navigator entwickelt, der die 14 verschiedenen Kernaromen aufzeigt.

Beim Herausschmecken der Aromen einer Zigarre werden sich immer ein bis zwei sehr prägende Aromen zeigen, die von begleitenden Aromen im Hintergrund untermalt werden. Durch ein Pairing von Zigarren und Whisky kann sich beispielsweise der Geschmack noch verfeinern oder dessen Ausprägung gegenseitig unterstützen. „The perfect match“ beschreibt beispielsweise das Cigar Journal mit der Kombination der Leonel P-Series und einem 18 Jahre alten Bowmore Whisky. Hierbei können die Genusskombinationen noch erweitert und neues ausprobiert werden.

Das Aroma-Tasting

Nachdem wir nun einiges an Theorie und Informationen zu Tabaksorten, Anbauländern und deren Aromen beim Zigarren rauchen besprochen haben, möchte ich Ihnen einige Zigarren empfehlen, bei denen einige Grundaromen unseres Aroma-Navigators ganz prägnant herauszuschmecken sind.
Um Aromen wirklich herausschmecken zu können und charakterisieren zu können, ist viel Erfahrung notwendig. Vor allem wenn viele Aromen zusammenspielen.
Deshalb möchte ich Ihnen für den Einstieg folgendes Aroma-Tasting empfehlen:

Grasige Aromen:

The Griffins Classic Gran Robusto

Cremige Aromen:

Leonel L-Series Robusto
Davidoff Signature No.6000

Pfeffrige Aromen:

Leaf by Oscar Corojo Toro

Schokoladige Aromen:

Padron Series 1926 No.2 Maduro

Erdige & Würzige Aromen:

Montecristo Edmundo
Leonel Rare Robusto