„Hoyo de Monterrey“
„Hoyo de Monterrey“ ist eigentlich der Name einer Tabakplantage in San Juan y Martinez, einem der besten Anbaugebiete in der Vuelta Abajo. Nach dieser Plantage wurde von José Gener um 1865 eine Marke benannt.
Nachgewiesen ist, dass die Plantagen „Hoyo de Monterrey“ und „La Majagua“ bis 1861 im Besitz eines Mannes namens Jose Pérez Cordobés gewesen sind. Auf beiden Plantagen konnte man aufgrund des besonderen Bodens hochwertigste Tabake anbauen. Die Plantage „La Majagua“ verkaufte Cordobés an Miguel Jané, die Plantage „Hoyo de Monterrey“ am 25. September 1861 mit einer Fläche von etwa 1,5 Caballerías (ca. 20,1 ha) an dessen Neffen und Geschäftspartner José Gener y Batet. Die Plantage „Hoyo de Monterrey“, eine der großen Vegas Finas de Primera, ziert auch heute noch ein aufwändig gearbeitetes, schmiedeeisernes Tor am wichtigsten Platz der Stadt San Luis y Martinez, auf dem die Inschrift „Hoyo de Monterrey. José Gener.
1860“ angebracht ist. ‘Hoyo’ bedeutet ‘Senke‘ oder ´Vertiefung´ und deutet in diesem Fall auf die tiefe Lage der Plantage an den fruchtbaren Ufern des Flusses San Juan y Martinez hin. José Gener war der erste, der den Namen seiner Vega als Markennamen für seine Zigarren benutzte. 12 Jahre später, wie eine Urkunde vom 19. August 1873 belegt, verkaufte Jose Pérez Cordobés an Gener nochmals ein Viertel einer Caballería (das sind ca. 3,35 ha) eines angrenzenden Stückes Land, sodass damit beide Plantagen vereint waren. Am Ende gehörten José Gener also beide Plantagen.
Doch was ist mit der Marke „Hoyo de Monterrey“?
Es gibt verschiedene Versionen über die Entstehung der Marke. Drei in der Zigarrenindustrie berühmte Namen werden mit dieser Marke in Verbindung gebracht: Juan Conill Pi, Miguel Jané und José Gener.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollen die beiden Katalanen Miguel Jané und Juan Conill Pi die Zigarrenmarke „Hoyo de Monterrey“ ins Leben gerufen haben. Dieser frühe Zeitpunkt ist aber sehr unwahrscheinlich, da die Plantagen bis 1861 Cordobés gehörten.
Fakt ist, dass Miguel Jané und José Gener Verwandte waren, Miguel Jané der Onkel von José Gener. Beide haben für Juan Conill Pi gearbeitet, genauso wie beispielsweise Jaime Partagás. Der Katalane Juan Conill Pi, 1821 nach Cuba gekommen, hatte sich zunächst als einfacher Tabakbauer in der Vuelta Abajo niedergelassen. Er erkannte aber das Potential des Tabakhandels, also den Transport des Tabaks von den Feldern nach Havanna. Somit gründete er später eines der besten Tabaklagerhäuser der Stadt und betätigte sich auch selbst als Zigarrenhersteller.
Viele später bekannt gewordene katalanische Zigarrenhersteller haben in jungen Jahren für ihn gearbeitet. Sie haben ihr Wissen bei ihm erworben. Die Katalanen halfen sich untereinander in diesem neuen, für sie unbekannten Land. Man brauchte, so wie Juan Conill Pi, der es schon früh zu Ansehen und Erfolg gebracht hatte, auch immer vertrauensvolle Leute. Dafür griff man gern auf Landsmänner zurück.
José Gener spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte
José Gener kam 1831 als 13-jähriger katalanischer Einwanderer mit seiner Familie nach Cuba. Er konnte wohl kaum lesen oder schreiben. Seine Familie, darunter auch sein Onkel Miguel Jané, genoss schon nach kurzer Zeit das Ansehen und den Respekt der Bevölkerung. Denn sie arbeiteten hart und zeigten sich rechtschaffen gegenüber anderen. Doch es gibt wohl in jeder Familie ein schwarzes Schaf. Jemanden, der eine Reihe schlechter und unangenehmer Eigenschaften in seiner Person vereint. José Gener ersetzte seine fehlende Bildung durch herrschaftliches, teilweise Furcht erregendes Auftreten. Respekt zeigte er gegenüber Niemandem. Ohne Rücksicht auf andere ging er seinen Weg.
1851 borgte er sich Geld von seinem Onkel, einem inzwischen erfolgreichen Tabakhändler. Wie es heißt, bot ihm sein Onkel dies sogar an. Doch sollte er ihm diese Hilfsbereitschaft nicht danken.
Mit kubanischen Zigarren Geld verdienen
Gener hatte gesehen, dass man mit der Herstellung von Zigarren Geld verdienen konnte. Er eröffnete also um 1851 eine kleine Fabrik auf der Calzada del Monte No.1. Ob er sich das Geld für die Plantage „Hoyo de Monterrey“ bis 1861 dann selbst verdient hat oder es sich von seinem Onkel borgte, ist nicht bekannt. Seit 1861 jedenfalls gehörte die Plantage ihm. 1865 meldete er offiziell die nach der Plantage benannte Marke an: „Hoyo de Monterrey“.
Mit der Zeit gelang es ihm, seine Familie aus dem Geschäft zu drängen, wobei es darüber unterschiedliche Angaben gibt. 1867 warf er wohl seinen Onkel Miguel Jané, der ihm finanziell unter die Arme gegriffen hatte, aus dem Geschäft und buchstäblich auf die Straße. Laut einer anderen Quelle jedoch waren sie um 1870 immer noch Geschäftspartner oder zumindest beide noch als Besitzer eingetragen.
Im Jahr 1870 tauchten, höchstwahrscheinlich gefälschte, Papiere auf, wonach sämtliche Familienmitglieder Geners im Unternehmen einfache Angestellte ohne Eigentumsrechte waren. Mit dem Geld seiner Ehefrau aus wohlhabendem Hause konnte er seine Geschäfte noch weiter vorantreiben. 1873, als er den fehlenden kleinen Landstrich zwischen den Plantagen erwarb, gehörten beide ihm. 1882 eröffnete er die legendäre Fabrik „La Escepción“ auf der Calzada del Monte No.7.
Die Manufaktur „La Escepción“ auf der Calzada del Monte No.7
Persönlich war José Gener kein angenehmer Zeitgenosse. Seine Grobheit anderen Menschen gegenüber war legendär. Die Arbeiter in der Fabrik bekamen seine unangenehme Art häufig zu spüren. Eine Atmosphäre der Angst herrschte in der Manufaktur, solange er lebte. Auszubildende beispielsweise, die ihre Arbeit nicht perfekt erledigten, sperrte man über Nacht in der Fabrik ein. Als eines Nachts einmal Feuer ausbrach, verbrannten zwei von ihnen bei lebendigem Leibe, denn niemand hörte ihre Schreie.
José Gener starb im Jahre 1900. Manche behaupten, dass er noch vor seinem Tod nach Spanien zurückkehrte, da er den Gedanken an die Unabhängigkeit der kreolischen Einheimischen nicht ertragen konnte. Es existiert jedoch ein Zeitungsbericht über das Begräbnis des Habanero José Gener y Batet, bei dem sich die Wut seiner Angestellten dahingehend entlud, dass diese den Trauerzug von den umliegenden Dachterrassen aus mit toten Katzen, Ratten und Hunden beworfen haben sollen. Ob wahr oder nicht – beliebt scheint Gener jedenfalls nicht gewesen zu sein.
Zum Zeitpunkt seines Todes war die Manufaktur „La Escepción“, in der auch die Marke „Hoyo de Monterrey“ gefertigt wurde, die größte in Cuba, die mehr als 350 Arbeiter beschäftigte.
So beeindruckend und extravagant er als Mensch auch gewesen sein mag, José Geners Tod tat der Bekanntheit der Marken und ihrem Erfolg keinen Abbruch. Zunächst führte die Witwe, dann die Tochter das Geschäft weiter. Die Manufaktur gehörte zu den wenigen, die auch nach dem Unabhängigkeitskrieg um 1910 ihre Eigenständigkeit bewahren konnte und nicht – wie viele andere – in amerikanische oder britische Hand übergingen, weil ihre Besitzer sie nicht mehr halten konnten oder wollten.
Der Verkauf der Marke
Die Familie konzentrierte sich später eher auf das Zuckergeschäft als auf den Tabak. Im Jahr 1931 wurde die Marke, gemeinsam mit „La Escepción“, an die Firma „Fernández Palacio y Ca.“ verkauft. Deren Inhaber Ramón Fernández und Fernando Palacio durch die Marken „Punch“ und „Belinda“ bekannt geworden sind. Auch diese beiden Marken wurden fortan in der Manufaktur „La Escepción“ gefertigt. 1941 ließ es sich Winston Churchill nicht nehmen, hierher zu kommen und zu sehen, wo eine seiner Lieblingszigarren hergestellt wird. Die „Hoyo de Monterrey“ blieb vor und während der Revolution eine vielgefragte Marke. Auch nach der Revolution produzierte man sie ohne Unterbrechung weiter.
Die Manufaktur „La Escepción“
Die ehemalige Manufaktur „La Escepción“ ist heute noch ein beeindruckendes Gebäude. Erbauen ließ es Gener in den 1880er Jahren, eingeweiht wurde sie im Jahre 1882; mit etwas Fantasie kann man die Jahreszahl auf dem linken Türpfosten unter dem Namen José Gener entziffern. Ein Jahr zuvor hatte ein großes Feuer die vorherige Fabrik, die ein paar Häuser weiter ebenfalls auf dieser Straße stand, zerstört.
Sofort begann Gener mit dem Bau dieses Palastes auf der Calzada del Monte (heute: Calle Maximo Gomez) an der Ecke zur Calle Agramonte, nur wenige Fußminuten vom Capitolio entfernt. Sie nimmt flächenmäßig fast einen ganzen Block ein. Nach der Revolution wurde die Fabrik zunächst verstaatlicht, dann geschlossen und später als Lager- und Bürohaus genutzt.
Das optisch beeindruckende Gebäude hat vier Stockwerke, während die meisten Häuser in diesem Stadtteil nur zwei oder drei Etagen hoch sind. Die großen Fenster der oberen Geschosse sind mit umlaufenden, schmiedeeisernen, filigran gearbeiteten Balkongittern gesäumt. Vor ein paar Jahren beherbergte das Gebäude die „Unidad de Propaganda Grafica Nacional“. Die Angestellten am Empfang gestatteten leider keine Besichtigung des Gebäudeinneren. Das Gebäude steht heute komplett leer und ist inzwischen entkernt worden. Ein Bauzaun säumt das Erdgeschoss. Eine Sanierung ist angekündigt.
„Hoyo de Monterrey“ heute
Heute umfasst die Marke „Hoyo de Monterrey“ eine umfangreiche Auswahl an Zigarren. Dazu zählen Klassiker, wie die majestätische Doppel-Corona und das Robusto-Format Epicure No.2. Letztere bildet inzwischen gemeinsam mit der Epicure No.1 und der Epicure Especial die Linie „Epicure“.
Ein fester Bestandteil der Marke ist auch die Linie „Le Hoyo“. Historisch gesehen stand die Linie „Le Hoyo“ für Formate von eher schlankem bis mittlerem Ringmaß.
Dann führte Habanos S.A. im Jahr 2014 mit großem Erfolg das großvolumige Format „Le Hoyo de San Juan“ ein, dem drei Jahr später die „Le Hoyo de Rio Seco“ folgte
Zum ersten Mal hatte Habanos S.A. mit der „Le Hoyo de San Juan“ die Herkunft der Tabake in den Mittelpunkt gestellt. Denn für die Einlage – Ligero, Seco und Volado – werden ausschließlich Tabake aus dem Ort „San Juan y Martinez“ in der Tabakanbauzone Vuelta Abajo verwendet, der als Herkunftsbezeichnung gesetzlich geschützt ist. Das große Volumen der beiden neuen Le Hoyo-Formate bringt die hervorragende, aromatische Mischung mit viel Tabaksüße perfekt zur Geltung. Die exquisiten Tabake von San Juan y Martinez prägen diesen Geschmack ganz entscheidend.
Hoyo de Monterrey war die erste Marke, in deren Portfolio man im Jahr 2005 eine Petit Robusto einführte, mit einem 50er Ringmaß, aber geringerer Länge, für alle diejenigen, die große Ringmaße bevorzugen, aber nicht viel Zeit zum ausgiebigen Genießen haben.
Alle Formate der Marke Hoyo de Monterrey sind „totalmente a mano, tripa larga” – vollständig von Hand gefertigte Longfiller mit Einlage- und Umblättern aus der Vuelta Abajo.
Charakteristisch für alle Zigarren sind ihre milden und gleichzeitig feinaromatischen Tabakmischungen, die sie für Einsteiger in die Welt der Habanos ebenso attraktiv machen, wie für erfahrene Aficionados.
Lesen Sie auch die Geschichte über die bekannte kubanische Zigarrenmarke Partagas oder aber unseren beliebten Blogbeitrag „Cuba Vibes für zu Hause mit kubanischen Zigarren“.
Ein toller Artikel über die besagte Marke an Zigarren. Hier muss natürlich noch der passende Humidor zur Aufbewahrung her.